Aufgaben


             
       
 
 
       
       
 
  Bestimmung / Aufgaben
   
     
   
     
     
 

Hauptaufgabe (und dabei auch Hauptarbeirsweise) einer auf richtiger methodologischer Grundlage aufgebauten Stilistik ist es, in welchem funktionalen Stil auch immer,  die Wechselwirkung zwischen Inhalt und Ausdrucksform zu untersuchen. Dies gilt besonders für das Gebietder angewandten Stilistik. Hier müssen vor allem zwei Gefahren gemieden werden: einerseits der Formalismus, d. h. nacktes Aufzählen und Registrieren einzelner stilistischen Untersuchung, zur objektiven Überprüfung der Beobachtung – keinesfalls aber als Selbstzweck!) und andrerseits die Verflachtung und Vulgarisierung bei der Auslegung der sprachlich-stilistischen Erscheinungen. Die grösten Schwierigkeiten in der stilistischen Arbeitsmethode bestehen darin, das richtige Verhältnis zwischen inhaltlicher und vormaler Analzse zu wahren: die sprachliche Form nicht vom Inhalt und Form nachweisen, das heißt nicht, Inhalt und Form nebeneinander darlegen; das heißt vielmehr, ihre Wechselbeziehung aufdecken.

Da sich das vorliegende Buch nur mit dem ersten Teilgebiet der Stilistik beschäftigt, mit der Lehre von der Verwendung der sprachlichen Ausdrucksmittel, wird ein besonderer Nachdruck auf die Frage der schtilistischen Ausdruckswerte gelegt. Dabei ist ein weiterer Grungsatz stilistischer Arbeitaweise zu beachten: Die Ausdruckswerte einzelnen lexikalischen, grammatischen und phonetischen Erscheinungen müssen im konkreten Zusammenhang der jeweiligen Rede ermittelt werden; eine Verallgemeinerung darf nur innerhalb  bescheidener Grenzen erfolgen.  Es muß gezeigt werden, wie ein und dasselbe objektiv exestierende Sprachgebilde (z. B. ein und dieselbe morphologische Form oder szntaktische Konstruktion, ein und derselbe Wortbildungstyp) in verschiedenen Redestilen, unter verschidene funktionale und expressive Assoziationen auslöst.

Die Anfangsstellung des einfachen Prädikats im Märchen wird als archaistisch-volkstümlich empfunden: Sprach der Vater zu seinem Sohn: „Du sollst in die Welt ziehen.“

Die gleiche syntaktische Konstruktion ( als real exestierende Sprachgebilde betrachtet) löst aber, in der Alltagsrede verwendet, den Ausdruckswert unmittelbarer Gegenwartsnähe, dynamischer Lebendigkeit aus: Eine Frau erzählt ihrer Nachbarin: "Haben Sie schon etwas gehört? Sag ich meinem Jungen, muß er regelmäßig Lebertran einnehmen. Will er nicht!"

Auch stilistischen Kategorien, wie Kürze (Knappheit) der Rede, Bildhaftigkeit, Dynamik u. ä., haben in verschiedenen Kontexten verschiedene Ausdruckswerte. Ohne Zweifel wirkt Kürze in einem amtlichen Eiltelegramm anders als in einem satirischen Aphorismus oder in einer Fabel und wieder ganz anders als in einem militärischen Befehl.

Im vorliegenden Buch wird – an Hand zahlreicher Beleger – immer wieder auf die Abhängigkeit der stilisteschen Ausdruckswerte von den konkreten Umständen der Rede verwiesen, um damit der Gefahr einer semantisch-formalistischen Rezeptur allgemeingültiger Ausdruckswerte vorzubeugen.

Der Stilistik fällt auch die wichtige Aufgabe zu, auf ihrem Gebiet die reaktionären Theorien über die Entstehung der sprachlichen Ausdrucksmittel zu entlarven. Diesen Theorien zufolge sei Schöpfer der Sprache und ihrer Stilmittel eine ganz dünne Obersicht von Sprachbegnadeten; die breiten Massen übernahmen mechanisch das, was aus der „Sprachobersicht“ in die „Sprachuntersicht“ durschsickere und hinabsinke.

Es ist unsere Aufgabe, am Sprachmaterial selbst die völlige Absurdität dieser und ähnlicher „Theorien“ nachzuweisen und die wahre Bedeutung des Volks als Schöpfer und Träger der Nationalsprache klarzulegen.

Die theoretische Stilistik ist überaus eng mit der Praxis verbunden. Durch den Unterrichr der Stilistik an Hochschulen (im gegebenen Fall – der deutsche Stilistik) sollen nicht nur die theoretischen Kenntnisse in der betreffenden Nationalsprache vertieft werden. Die Beschäftigung mit der Stilkunde soll auch dazu beitragen, die praktische Sprachbeherschung zu fördern, die Kultur der Rede zu heben. Daher müssen wir uns in erster Linie mit den gegenwärtigen Sprach- und Stilnormen der funktionalen Stile  abgegen und nicht etwa bloß mit allen möglichen Abweihungen von diesen Normen. Beim Studium der Individualstile soll aus eben diesen Gründen stets  ihr Verhältnis zu den Sprach- und Stilnormen der entsprechenden Epoche im Auge behalten werden.

 
     
   

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