Gattungsstil


             
       
 
 
       
       
 
  Bestimmung / Gattungsstil
   
     
   
     
     
 

Die einzelnen funktionalen Stile (Sprachstile) schließen ihrerseits wieder eine größere oder kleinere Anzahl von Abarten mit gewissen Ausdrucksvarianten in sich ein. Diese Abarten der funktionalen Stile bezeichnen wir als Gattungsstile. Die Gattungsstile stellen gleichfalls funktio­nale Verwendungsweisen der Sprache dar, nur daß ihr Wir­kungsgebiet geringer ist als das der funktionalen Stile selbst. So gehören zum Stil des offiziellen Verkehrs eine Reihe kleinerer Gattungsstile, wie etwa: der Stil der Ämter und Kanzleien, der Stil des Gerichtswesens, der Stil des Diplo­matenverkehrs, der Stil des Handelsverkehrs u. a. m. Diese Gattungsstile werden alle durch die gemeinsamen Stilzüge des offiziellen Verkehrsstils zusammengehalten, unterschelden sich aber durch einzelne Momente der sprachlichen Rea­lisierung: durch engspezialisierte Lexik, durch besondere phraseologische Klischees, durch gewisse Änderungen im Charakter des Satzbaus.

Innerhalb des wissenschaftlichen Stils lassen sich eine Reihe von Gattungsstilen nach der engeren Spezialisierung des Wissensgebietes feststellen. Ohne Zweifel gibt es manche Unterschiede zwischen der sprachlich - stilistischen Fassung einer Arbeit auf gesellschaftswissenschaftlichem oder auf mathematisch - technischem Fachgebiet.

Innerhalb dieser funktionalen Gattungsstile kann aber noch eine weitere Komplizierung der Ausdrucksgestaltung durch expressive Differenzierung entstehen, je nachdem, an welchen Leser - oder Hörerkreis, an welche Gesprächsteil­nehmer die betreffende Mitteilung gerichtet ist. So ändert sich die Ausdrucksweise im wissenschaftlichen Stil, je nachdem, ob es sich urn akademisch - wissenschaftliche oder populär - wissenschaftliche Darstellung handelt.

Wesentliche Ausdrucksverschiedenheiten ergeben sich innerhalb der Gattungsstile des publizistischen Stils. Die politische Publizistik nähert sich in ihren grundlegenden. Stilmerkmalen meist der wissenschaftlichen Prosa, die literarische Publizistik hingegen der schönen Literatur.

Völlig unbearbeitet ist noch die Frage der Gliederung innerhalb des Stils der schönen Literatur, weswegen im vorliegenden Buch nicht darauf eingegangen werden kann. Vom gegenwärtigen Standpunkt aus gesehen, dürfen die drei historischen Grundformen der Dichtung — Epos,  Lyrik und Drama — nicht mehr als funktionale Gattungsstile angese­hen wer den. Infolge des allmählichen künstlerischen Umwandlungsprozesses, den der gesamte Stiltyp im Vergleich mit den anderen Stilen der Nationalsprache mitgemacht hat, haben sie die Bedeutung von literarischen Genrestilen  erlangt. Während in den vergangenen Jahrhunderten die Genrestile der deutschen Literatur durch strenge Gesetze der Poetik geregelt und gegeneinander abgegrenzt wurden, sind in der modernen Literatur ihre Konturen wesentlich  verwischt.

 
     
   

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